Hermannslauf 2016 – 2:07:45
Mit dem Hermannslauf 2016 kann ich einen weiteren Hermannslauf unter „Mission Completed“ verbuchen. Zwischenzeitig der 23-zigste in Folge. Mir liegen die Worte von Michael Amstutz in den Ohren: „Die 50 mache ich voll.“ Ob das für mich zutrifft wage ich zu bezweifeln. Denn von Jahr zu Jahr wird das irgendwie schwerer. Vielleicht nicht unbedingt der Wettkampf selbst, aber die Vorbereitung hierauf.
Die Vorbereitung:
Auch in diesem Jahr lief die Vorbereitung nicht ganz rund. Anfang des Jahres noch habe ich von einer Zeit von unter 2:05:00 geträumt. Die Trainingsleistungen zu diesem Zeitpunkt ließen diesen Schluss zu. Allerdings hat sich dann mit steigendem Umfang und steigender Intensität meine rechte Achillessehne wieder zu Wort gemeldet: „Hey Junge, mach lockerer, ich will nicht!“.
Die ein oder andere geplante Einheit musste also zwecks Regeneration und Schonung ausfallen.
Und dann habe ich mir im Februar auch noch eine recht langwierige Erkältung eingefangen und konnte rund 2 Wochen nicht trainieren. Mit dem Weser-Werre-Lauf in Bad Oeynhausen (10 km in 38:40) und dem Paderborner Osterlauf (Halbmarathon in 1:25:5x) kamen noch zwei „Totalausfälle“ der Trainingsvorbereitung hinzu. Etwas angeknackst wollte ich den Hermannslauf 2016 schon komplett canceln. (Geht natürlich nicht, die Serie darf ja nicht unterbrochen werden)
Naja, nach Ostern ging es dann aber im Training auch wieder aufwärts.
Das Rennen:
Aufgrund meiner Trainingsleistungen der letzten Wochen sollte eine Zeit von knapp unter 2:10:00 (rund 04:10 pro KM) möglich sein. Genau mit diesem Ziel bin ich auch losgelaufen. Klar, anfangs ist das natürlich erstmal deutlich schneller, da es ja nur bergab geht. Die Splits der ersten Kilometer: 3:38 / 3:24 / 3:32 / 3:53 / 3:58. Kilometer 5 wurde also in 18:25 min. erreicht.
Die 10 km Marke war bei 39:15 erreicht. Heuer ein gutes Tempo. 39:30 – 39:45 waren angepeilt. Bis hierhin ging es locker. Auch den kompletten Teil im/am Truppenübungsplatz konnte ohne übergroße Belastung gelaufen werden. Auch Frank hatte ich zwischenzeitig wieder überholt. Naja, am Tönsberg wird er wieder vorbeiziehen.
Am Tönsberg angelangt musste ich mich zumindest im oberen Teil dann doch das erste Mal deutlich quälen. Aber wer muss das am Tönsi nicht?!?! Aber wo bleibt Frank?! Bin ich zu schnell? Im Training war er mir immer überlegen. Gerade am Berg. Der muss doch mal langsam kommen. Egal, weiter! Gleich kommt dein Lieblingsstück runter nach Oerlinghausen.
Unten in Oerlinghausen angekommen (18 km Marke) zeige die Uhr 1:15:16. OK! Bei meinem schnellsten Hermannslauf 1998 lag ich hier um 1:07:00 rum.
Aber jetzt gleich kommen ja noch die Streckenabschnitte, auf denen ich schon oft leiden musste: Schopketal, Wandweg , Treppen in Lämmershagen und die Wellen hinauf zum Anton.
„Und irgendwie wird das so dunkel da oben am Himmel“
Mir ging es noch immer recht gut. Aber dann am Wandweg setzte der Hagel ein. Und „orkanartiger“ Wind direkt von vorne. Die Zuschauer flüchteten schnell in Ihre Garagen, aber für uns Läufer konnte es nur heißen: WEITER!
Ziemlich schnell wurde mir kalt und ich habe echt gehofft, dass es gleich wieder aufhört. OK, ich wurde erhört. Gut so.
An den Treppen angekommen (normal leide ich hier schon recht gut) lief es aber immer noch und ich hatte das Gefühl als wenn ich wie ein Uhrwerk laufe. Und juste in dem Moment überholt mich Frank! Am Berg! Nicht den Hauch einer Chance da mit zu laufen. Und Sekunden vorher hatte ich noch das Gefühl es läuft. In den Wellen hinauf zum Eisernen Anton machte er Meter um Meter gut, bis ich Ihn dann gar nicht mehr sehen konnte. Aber OK, dachte ich. Er bestätigt nur das Training. Da war er in der Regel auch immer schneller.
Ab dem Anton (die letzten 5 km) kommt dann „mein“ Teil der Strecke.
Die Treppen und die Steigung hinter der Osningstraße hoch und dann heißt es: „Drücken bis das Laktat aus den Waden quillt“
Hier kommt es äußerst selten vor das mich auch nur ein anderer Athlet überholt. Das war früher so und das ist noch heute so. Warum ich mich hier so quälen kann weiß ich nicht.
Rund 1,5 km vor dem Ziel hinunter nach Brand’s Busch sah ich auch Frank wieder vor mir. Aber knapp 200m Vorsprung?!
Das wird schwierig. Der kann auch bergab laufen.
Egal. Der letzte KM ist die Kür. Ich hab’s schon oft gesagt, aber trotzdem nochmals: Hier weißt du, wofür du dich die letzten Monate gequält hast. Gänsehautstimmung pur! Und ich brauche nicht zu betonen, das es nicht an den etwas schwachen Temperaturen lag, oder?
Frank habe ich nicht mehr gepackt, wie so oft im Training auch. 15 Sekunden waren es dann noch. Aber das war auch OK.
Mit der Zeit von 2:07:45 war ich mehr als glücklich!
Und wenn jetzt viele erst mal genug vom Laufen haben, eigentlich könnte der nächste Hermann von meiner Seite aus schon in zwei Monaten sein.
Außerdem: Nach dem Hermann ist vor dem Hermann.
Also Kampfansage: Im nächsten Jahr bin ich wieder dabei, sofern Gott und meine Achillessehne das wollen.